Solidarische Praxis – Kaffeestände an Berufsschulen
Schon beim Gründungstreffen der Basisgruppe haben wir uns Gedanken gemacht, wen wir als Zielgruppe erreichen wollen und wo wir versuchen wollen, Mitglieder zu gewinnen. Berufsschüler:innen war eine der ersten Überlegungen dabei.
Warum gehen wir als Basisgruppe an Berufsschulen?
Wir wollten als Basisgruppe nicht nur Akademiker:innen und Studierende ansprechen, sondern Menschen, die noch nicht links politisiert wurden. Berufsschulen sind dafür am besten geeignet, da dort die Altersspanne im Gegensatz zu anderen Schularten am besten zu uns passt. Außerdem fehlt an vielen Berufsschulen oft politischer Diskurs. Die Linksjugend [‘solid] Fürth hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit einem einfachen, aber sehr wirkungsvollen Konzept anzusetzen, das politische Aufklärungsarbeit leistet. Der Aufwand für diese Stände ist nicht hoch. Es braucht ein Lastenrad, Kaffeebehälter und klassisches Material der Linksjugend. Da der Stand mobil ist, wird er auch nicht angemeldet.
Hinter dem Kaffeestand steckt eine klare Strategie: Es geht vor allem um direkte Ansprache, Zugänglichkeit und darum, den in der Schule fehlenden politischen Diskurs zu kompensieren. Vorrangig geht es bei den meisten um Ausbildungsbedingungen wie Löhne, aber auch soziale Gerechtigkeit und bezahlbare Wohnungen – alles Punkte, die junge Menschen, insbesondere Auszubildende, konkret betreffen.
Gerade für Auszubildende im Gegensatz zu Studierenden, ist es oft herausfordernd, mit politisch Interessierten ins Gespräch zu kommen. Der Stand wird nicht primär als Werbeaktion verstanden, sonders als Möglichkeit, die Lebensrealität von jungen Arbeiter:innen zu hören, ernst zu nehmen und schlussendlich zu repräsentieren.
Vielen fällt es nicht leicht, den ersten Schritt zu machen und auf den Stand zuzukommen, wie es häufig bei Informationsveranstaltungen ist. Deswegen ist das Angebot vom Kaffee der ideale Ice – Breaker.
Oft ist der Kaffee auch der eigentliche Grund, warum Schüler: innen auf uns zukommen. Größtenteils entwickelt sich aber schnell ein positives und informatives Gespräch. Direkt angebotene Lösungsansätze und der Austausch motivieren dann auch am offenen Plenum oder an anderen, von uns organisierten Veranstaltungen teilzunehmen.
Um Jugendliche beziehungsweise junge Arbeiter:innen zu erreichen, ist eine Konversation auf Augenhöhe essenziell, um politische Teilhabe auf lange Zeit zu fördern. Das gelingt bei den Ständen vor allem deshalb, weil es keine formelle Gesprächssituation ist und die Schüler:innen sich schnell öffnen, beispielsweise über Fragen wie: ,,Warum reicht mein Lohn nicht?“ oder „Wieso finde ich keine bezahlbare Wohnung?“. Im Folgegespräch können wir daraus ein Bewusstsein dafür schaffen, dass der Alltag immer politisch geprägt ist und ein politischer Wandel möglich ist.
Ich selbst bin durch den Kaffeestand zur Linken gekommen und seitdem aktiv in der Basisgruppe. Ich war vorher schon politisch interessiert, aber es hat der Impuls gefehlt wirklich aktiv zu werden. Bei diesen Ständen fühlt man sich sehr willkommen und angenommen, da alle Probleme und Fragen gehört werden.
In einer Zeit, in der Politik für viele Jugendliche eine fremde und weit entfernte Welt ist, bietet der Kaffeestand der Linksjugend einen passenden und erfolgreichen Zugang.
Ein Beitrag von Lea (Basisgruppe Fürth)