Unsere Arbeitsschwerpunkte 2024 – 2026

Die linksjugend ['solid] schafft einiges, doch wir haben aber auch mit strukturellen Problemen zu kämpfen. So haben wir uns Ziele gesetzt um die Handlungsfähigkeit im Verband zu stärken.

Unsere Arbeitsschwerpunkte 2024 – 2026

Als Marxistisches Netzwerk haben wir uns zusammengeschlossen, um für eine marxistische und radikal demokratische Perspektive in der linksjugend ['solid] einzustehen. Die linksjugend ['solid] schafft einiges:

Wir sind einer der größten radikal linken Jugendverbände in ganz Europa, haben viele Basisgruppen, viele hundert, wenn nicht gar mehrere tausend Menschen engagieren sich bei uns für eine bessere Welt. Durch Bildungsangebote prägen wir viele junge Menschen nachhaltig politisch und vor Ort sind wir oft ein wichtiger Bündnispartner für linke Politik. Wir haben aber auch mit strukturellen Problemen zu kämpfen: Strukturen arbeiten aneinander vorbei, teilweise sogar gegeneinander, es fehlt Handlungsfähigkeit und vielen Mitgliedern fehlt die Perspektive, wie wir wirklich etwas erreichen wollen. Als Marxistisches Netzwerk wollen wir hier für den Zeitraum bis 2026 für uns fünf Arbeitsschwerpunkte festlegen.

Schluss mit Laissez-faire-Sozialismus

Wir wollen den Sozialismus erreichen – ernsthaft. Das ist keine einfache Aufgabe, sondern nur möglich, wenn wir uns und unsere Organisation ernst nehmen, anstatt Dinge dem Zufall zu überlassen. Deshalb brauchen wir ein Ende der Laissez-faire-Organisationskultur, wo rein reaktiv, planlos und unverbindlich gearbeitet wird. Stattdessen brauchen wir einen Verband, der bewusst realistische Ziele setzt und Prozesse bedacht organisiert. Das zentrale Ziel muss die Herstellung von Handlungsfähigkeit sein.

Dafür brauchen wir eine gemeinsame Strategie, die breit erarbeitet und getragen wird, und gut koordinierte Kampagnen, die Arbeit vor Ort als Zentrum haben und aktiv befördern. Dafür wollen wir planvoll Menschen qualifizieren. Wir stehen für bewusste Entwicklung von Organisationsstrukturen. Da braucht es auch eine strategische Finanzplanung und eine enge Verschränkung von Basisgruppen, Landesverbänden und Bundesebene.

Demokratische Führung bewusst entwickeln

Bewusste Entwicklung von Organisationsstrukturen heißt auch, bewusst mit Führung umzugehen, anstatt ihre Existenz zu leugnen oder autoritäre Strukturen zu errichten. Basisdemokratische Prozesse entstehen nicht aus dem Nichts. Wenn es an Struktur fehlt, setzen sich oft nur sehr selbstbewusste Personen – meist akademische Männer – durch. Unter demokratischer Führung verstehen wir, auf allen Ebenen gemeinsame Entscheidungsfindungsprozesse zu organisieren, die möglichst viele einschließen und Menschen dazu ermächtigen, aktiv zu werden. Es ist zentrale Aufgabe, die Umsetzung der Entscheidungen zu koordinieren und einen Blick auf langfristige Organisationsentwicklung und Strategie zu haben.

Führungspersonen sind mehr als sehr aktive Mitglieder und mehr als formale Mitglieder von Führungsgremien. Es braucht strategisches Denken und enge Verwurzelung im Verband. Solche Fähigkeiten sind nicht angeboren, sondern können sich entwickeln, wenn man ein gemeinsames Verständnis von der Rolle Führung hat und Schulungsangebote anbietet, die die Entwicklung von Führungspersonen mit demokratischem Selbstverständnis fördern. Dabei ist es entscheidend, besonders Frauen und Queers gezielt zu fördern

Gemeinsame Analyse schaffen

Als sozialistischer Jugendverband brauchen wir eine gemeinsame Analyse der Welt, die versteht, wie die Scheiße in die Köpfe kommt und was wir tun müssen, um eine bessere Gesellschaft zu erkämpfen. Eine solche Analyse bezeichnen wir als materialistisch. Materialismus geht davon aus, dass Ideen nicht aus dem Nichts kommen, sondern dass die wirtschaftlichen Produktionsformen primär unsere Gesellschaft prägen, wie die Gesellschaft als Ganzes organisiert ist und wie wir über sie nachdenken. Diese materialistische Analyse darf aber nicht mechanisch verstanden werden.

Dazu zählt, dass es für unsere Praxis entscheidend ist, eine Theorie des Staates zu haben, die präzise analysiert, wie Staat und Kapitalismus zusammenhängen. Der Staat ist weder ein neutraler Ort, durch den wir per Bundestagsantrag den Sozialismus einführen können, noch ein unmittelbarer Interessensvertreter des Kapitals. Durch eine materialistische Staatstheorie können wir verstehen, warum linke Politik im Staat ohne kritische Distanz zu diesem nichts erreichen kann.
Genauso stehen wir für einen materialistischen Feminismus und eine materialistische Analyse verschiedener Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse.

Klarer Schwerpunkt auf Klassenpolitik

Aus dieser Analyse folgt für uns, dass sozialistische Politik an den alltäglichen Lebensbedingungen der Arbeiter:innenklasse, also der großen Mehrheit der Menschen in Deutschland und der ganzen Welt, anknüpfen muss. Wir wollen eine Politik, die besonders Menschen, die von Politik desillusioniert sind, anspricht, anstatt nur Leute zu erreichen, die schon von radikal linker Politik überzeugt sind. Vorbilder können hier Parteien wie die KPÖ in Österreich und die PTB/PVDA in Belgien sein.

Dafür braucht es sowohl konkrete Angebote vor Ort, die Menschen aus der Arbeiter:innenklasse erreichen und Vertrauen aufbauen, als auch eine Öffentlichkeits- und Kampagnenarbeit, die soziale und ökonomische Themen wieder ins Zentrum der Debatten rückt. Dabei muss es uns gelingen, nicht in sozialdemokratischem Klein-Klein stehen zu bleiben, sondern stets den Systemwechsel zum Sozialismus als konkretes Ziel zu haben. Erfolgreiche Reformkämpfe und der Aufbau von Gegenmacht, um den Kapitalismus abzuschaffen, sind keine Gegensätze, sondern bedingen sich gegenseitig – nur in konkreten Kämpfen können wir Klassenbewusstsein fördern und Klassenmacht aufbauen. Allein durch den Aufbau starker sozialistischer Organisationen können wir die notwendige Handlungsfähigkeit gewinnen, um konkrete Verbesserungen nicht nur zu fordern, sondern auch durchzusetzen. Dafür müssen wir in jedem konkreten Einzelkampf sein Verhältnis zur Gesamtstrategie reflektieren und prüfen.

Verbindende Praxis

Mit demokratischer Führung, gemeinsamer Analyse und einer klaren Schwerpunktsetzung können wir es auch schaffen, mehr Gemeinschaftsfühl und gemeinsame Praxis als Verband zu entwickeln. Gerade arbeiten Basisgruppen und Landesverbände oft ohne gemeinsame Strategie aneinander vorbei. Gemeinsame Handlungsfähigkeit erreichen wir nicht dadurch, sie einfach zu beschließen, sondern durch konkrete gemeinsame Projekte. Dabei sind sowohl Kampagnen, beispielsweise mit gemeinsamen Aktionstagen, als auch langfristige Strukturen wie eine gute Basisgruppenbetreuung und ein enger Austausch über praktische Arbeit vor Ort essenziell.